Interkulturelle Kommunikation mit Patient:innen - Handlungsempfehlungen und Tipps

Wir leben in einer globalisierten, diversen Welt: Student:innen verlassen ihre Heimatuniversität für ein Auslandssemester, Arbeitnehmer:innen verbringen ihr Sabbatical im Ausland oder entscheiden sich den Lebensmittelpunkt ganz ins Ausland zu verlagern. Ebenso gibt es Menschen, die aus verschiedenen Gründen ihr Heimatland verlassen müssen und Zuflucht im Ausland suchen. Somit treffen nun unterschiedliche Kulturen, Religionen, Lebensrealitäten, Wertvorstellungen und Einstellungen aufeinander. Dies spiegelt sich auch in der Arztpraxis wider, denn egal welcher Herkunft, Religion oder kulturellen Herkunft die Menschen sind, sie alle benötigen eine medizinische Versorgung. Ärzt:innen und ihre Teams tragen eine große Verantwortung, die Menschen in den Praxen nicht nur willkommen zu heißen, sondern auch die ärztliche Behandlung und Beratung zu geben, die die Patient:innen brauchen. Dies kann Ärzt:innen und Gesundheitspersonal vor Herausforderungen stellen, wenn beispielsweise Sprachbarrieren bestehen oder Gestik und Mimik nicht verstanden werden. 

 

Tipps, wie die Kommunikation und der Umgang mit Patient:innen verbessert werden kann:

 

Interkulturelle Kompetenz schon in der Ausbildung lehren

Kulturelle Vielfalt ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in den hiesigen Praxen, Krankenhäusern und gesundheitlichen Einrichtungen gelebte Realität.(1) Interkulturelle Kompetenz kristallisiert sich somit immer mehr als Schlüsselkompetenz für das Gesundheitspersonal - Ärzt:innen, Klinikpersonal, Pflegende oder weitere Mitarbeiter:innen - heraus.(2) PD Dr. Knipper, Kovorsitzender des Ausschusses „Interkulturelle Kompetenz und Global Health“ der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) betont im deutschen Ärzteblatt, dass es wichtig sei, dass sich Medizinstudierende in Deutschland, genau wie beispielsweise in Großbritannien und Nordamerika auch, schon während der Ausbildung mit dem Ausbau der eigenen interkulturellen Kompetenz beschäftigen und auseinandersetzen.(3) Das Gesundheitspersonal würden so bereits während der Ausbildung der kultursensible Umgang mit Patient:innen unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Herkunft etc. geschult. Erste Universitäten wie etwa die Universitäten in Hamburg und Gießen haben bereits entsprechende Wahlfächer: In Gießen gibt es beispielsweise das Wahlfach „Medizin und Migration“, in dem Studierende u. a. gelehrt wird, wie Mediziner:innen zwischen kontroversen Wertvorstellungen vermitteln. Auch an der Universität in Hamburg wird im Wahlfach „Interkulturelle Kompetenz und internationale Medizin“ bereits daran gearbeitet, den Studierenden von Beginn ihrer medizinischen Karriere an, einen kultursensiblen Umgang mit Patient:innen näherzubringen.(3) Die beiden Universitäten zeigen beispielhaft, wie die interkulturelle Kompetenz bereits im Studium ausgebaut werden kann, hier gilt es nun, diese flächendeckend in die Lehrpläne der Studierenden zu integrieren. 

 

Sprachbarrieren durch Dolmetscher, Technologien und geschultes Personal abbauen

Eine Patientin/ ein Patient sitzt im Behandlungsraum vor Ihnen, klagt offensichtlich über Schmerzen, jedoch können Sie sie/ihn aufgrund von fehlenden Deutschkenntnissen kaum verstehen? Sie möchten ihren/ seinen Schmerz lindern, können aber die Ursache für den Schmerz nur erahnen? Zudem sind sie als Arzt/Ärztin laut §630e Abs. 1 BGB dazu verpflichtet, Patient:innen im Vorfeld einer Behandlung umfassend über Art, Umfang und Risiken der Behandlung aufzuklären.(4) Was also nun tun?

  • Seien Sie gut informiert, schon bevor die Patient:innen Ihre Praxis aufsuchen und mit Schmerzen vor Ihnen sitzen, d. h. setzen Sie sich bspw. aktiv damit auseinander, in welchen Fällen ein professioneller Dolmetscher/eine professionelle Dolmetscherin kostenlos hinzugezogen werden darf oder wer die Kosten für einen Dolmetscher/ eine Dolmetscherin tragen würde. Sollten Sie bspw. Patient:innen mit Duldung und Aufenthaltsgestattung innerhalb der ersten 15 Monate in Deutschland in Ihrer Praxis behandeln, erstattet das Sozialamt die Dolmetscherkosten bei Therapie und medizinsichen Behandlungen.(4) 
  • Hören Sie sich zudem in Ihrem Praxisumfeld um. Haben Sie vielleicht selbst Mitarbeiter:innen in Ihrem Team, die mehrere Sprachen sprechen und gegebenenfalls bei Übersetzungen unterstützen können? 
  • Helfen Sie Patient:innen aktiv bei der Vermittlung von Dolmetscher:innen. Hier kann Ihr Team beispielsweise helfen, in dem es eine Liste mit Dolmetscher:innen anlegt, die mit den Patient:innen geteilt werden kann. 
  • Legen Sie außerdem mit Ihrem Team eine Übersicht an, mit Kolleg:innen, die mehrere Sprachen sprechen. So dass sie im Notfall Patient:innen, die Sie nicht behandeln können an eine:n passende:n Kolleg:in verweisen können. 
  • Setzen Sie zudem bspw. Technologien, wie Übersetzungsservices ein, um die Bedürfnisse und Anliegen Ihrer Patient:innen (besser) zu verstehen. 

Besuchen Sie mit Ihrem gesamten Team Fortbildungen und Schulungen. 

Sie möchten Ihren Patient:innen die bestmögliche medizinische Versorgung in Ihrer Praxis ermöglichen? Hierbei ist es wichtig, dass Sie nicht nur über medizinisches Know-how verfügen, sondern dass Sie sich auch in Ihre Patient:innen hineinversetzen können. Das heißt, neben den Anliegen, weshalb die Patient:innen Ihre Praxis aufsuchen auch ihre individuellen Werte, kulturellen und religiösen Prägungen und Bedürfnisse kennenlernen. Nutzen Sie hierfür beispielsweise professionelle Schulungen und Fortbildungen zum kulturellen Umgang mit Patient:innen. Schaffen Sie sich und Ihrem Team die nötigen Kompetenzen, um einerseits den Patient:innen respektabel und sensibel gegenüberzutreten und auch um zu lernen, mit möglichen eigenen Unsicherheiten, Fragen und Situationen umzugehen. Oftmals sind diese Schulungen mit CME-Punkten verifiziert, was für Sie als ärztliches Personal zusätzlich von Vorteil ist, bspw. von Arzt & Wirtschaft . Sie können durch die Schulungen und Seminare u. a. lernen, wie Sie Ihre interkulturelle Handlungskompetenz steigern und durch die dort erworbenen Fähigkeiten, wie etwa die eigene kulturelle Prägung zu reflektieren, das Arzt-Patientenverhältnis zu optimieren. 

 

Quellen: 

1) https://www.kbv.de/media/sp/4.20_Kultursensibilitaet_in_der_Patientenversorgung.pdf 

2) https://www.ikud-seminare.de/seminare/interkulturelle-kompetenz-im-gesundheitswesen.html 

3) https://www.operation-karriere.de/karriereweg/medizinstudium/kulturelle-kompetenz-vorurteile-ade.html 

4) https://cme.medlearning.de/aw/kultursensibler_umgang_rez/pdf/cme.pdf 

5) https://www.ikud-seminare.de/pressemitteilungen/kultursensibler-umgang-mit-patienten-im-klinikbereich.html 

6) https://www.ikud-seminare.de/seminare/interkulturelle-kompetenz-im-gesundheitswesen.html

 

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